Jedes Jahr im Oktober stehe ich vor einer neuen Gruppe von Erstsemestern, um sie in der “Praktischen Rhetorik” auf Vorträge und Referate im Studium vorzubereiten. Doch in diesem Jahr treibt mich eine Frage besonders um: Welche Auswirkungen hat es, wenn Studierende ChatGPT zur inhaltlichen Vorbereitung der Vorträge nutzen? Und wie kann ich diese Technologie optimal in die Lehre integrieren?
Insbesondere zu Beginn eines Projekts kann KI als Hilfsmittel dienen. Sie gewährt einen raschen Überblick über ein Thema, indem sie umfassende Informationen zügig zur Verfügung stellt. Dies erlaubt den Studierenden, sich mit den vielfältigen Aspekten des Themas vertraut zu machen und bietet Unterstützung bei der Strukturierung und Gliederung.
Allerdings ist KI meist nur in der Lage , Standardpräsentationen zu generieren, die zwar gut strukturiert sind, aber Originalität und Kreativität vermissen lassen. Der “Lehrerfreund” zeigt das auf Youtube sehr anschaulich: “Mit ChatGPT eine Präsentation in nur 10 Minuten erstellen”. Alles schön und gut, aber am Ende entstehen damit Präsentationen die nur Mittelklasse sind. Wie Lehrerfreund sagt “ne gute 3”, aber mehr auch nicht. Spannend sind solche Vorträge kaum. Nicht, das was ich von den Studierenden sehen möchte.
Was heißt das also jetzt für mich? Mein Ziel muss es sein, den Studierenden zu zeigen, wie sie KI als Werkzeug nutzen können, um über die generierten Informationen hinaus zu denken. Der Schlüssel liegt also darin, KI als Werkzeug zu betrachten, das die Denkprozesse unterstützt, aber nicht ersetzt. Und ich muss die Studierenden darin unterstützen, auf Basis der KI eigene Ideen und Zugänge zu einem Thema zu entwickeln, die kreativ sind und nicht dem Standardmuster folgen. Dann halten sie am Ende des Semesters hoffentlich Präsentationen, die inspirieren und zum Nachdenken anregen.